Wie die Schwäbische Alb überhaupt ist auch die
Ostalb auf Kalk gebaut, und doch hat sie einige Besonderheiten zu bieten.
Auch in Zeiten der Urmeere lag die Ostalb eher am Rand, und in den Gezeiten
lagerten sich andere Sedimente ab als in jenen Bereichen der Alb, die einst
auf "hoher See" waren: Allen voran der Oolith, jener "Eierstein", der dank
seiner Einlagerungen als stabiler Baustoff gefragt war und rund um
Heidenheim auch abgebaut wurde. Stabilerer Kalk, um den herum der weniger
stabile Stein erodiert, das sorgt auf der Ostalb immer wieder für bizarre
Felsenlandschaften: Die "Steinernen Jungfrauen" im Eselsburger Tal bei
Herbrechtingen sind zusammen mit dem Felsenmeer im Wental zwischen Steinheim
und Bartholomä die bekanntesten Sehenswürdigkeiten dieser Art.
Es musste und muss keineswegs von Nachteil sein, am Rand zu stehen. Seit
80.000 Jahren leben Menschen auf der Ostalb, denn bei allen vier Eiszeiten
blieb das Gebiet hart am Rand - und gletscherfrei. Eine Vielzahl
urzeitlicher Funde sind die Folge - mit einem kleinen Pferdchen aus
Elfenbein wurde in der Vogelherdhöhle im Lonetal (Niederstotzingen) eines
der ältesten Kunstwerke der Menschheit gefunden. Doch auch die Ofnethöhle am
Härtsfeldrand, die Kleine Scheuer, die Irpfelhöhle bei Giengen oder die
Heidenschmiede in Heidenheim, der Rosenstein über Heubach sind bedeutende
Fundstellen. Und ab der Jungsteinzeit entstanden auf der Ostalb auch die
ersten Städte: Der Goldberg gilt als "Troja der Ostalb" mit vielen
Kulturschichten übereinander. Dort stand einst eine der größten
Hallstattsiedlungen ganz Süddeutschlands. Und auch hier könnte man mit der
Kocherburg weitermachen, mit dem Buigen bei Herbrechtingen und natürlich dem
Bopfinger Ipf.
Später geriet die Ostalb erneut an den Rand, an den Rand des Römischen
Imperiums. Um 100 nach Christus wird der Alblimes errichtet, mit ihm das
Kastell und die Garnisonsstadt Aquileia - das heutige Heidenheim. 50 Jahre
später wurde der Limes noch ein Stück nach Osten verlegt, sodass auch Aalen
auf eine reiche römische Vergangenheit zurückblicken kann. Das dortige
Limesmuseum und das Römerbadmuseum in Heidenheim, Wachtürme in Lorch und
Buch, die Gebäude von Utzmemmingen und das Freilichtmuseum von Rainau- Buch
markieren heute Lage und Umfeld des frischgebackenen Weltkulturerbes.
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259 überrannten die Alamannen den Limes. Mit
der Randlage der Ostalb war es vorbei, was freilich kein Aufstieg war. Zwar zeigt das
Ellwanger Alamannenmuseum
die Leistungen dieses Volkes, doch vergehen über fünfhundert Jahre, ehe nach der
letzten römischen Inschrift (eine Bauinschrift aus Hausen ob Lontal aus dem Jahr
257) mit einem Dokument Karls des Großen aus Herbrechtingen (774) wieder eine
Urkunde vorliegt.
Erst mit den Staufern gerät die Ostalb wieder ins Rampenlicht der Geschichte:
Von den drei "Kaiserbergen" Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen aus etablieren
sich die Staufer als Herrscher, Schwäbisch Gmünd wird erster
Verwaltungsmittelpunkt des späteren europäischen Reiches. Doch das
Mittelmeerklima bekommt den Herrschern besser als die Winter auf der Ostalb.
Obschon Wiege eines mittelalterlichen Großreiches gerät die Ostalb selbst
schnell wieder an den Rand.
Profitiert hat die Ostalb dennoch immens von ihren Staufern: Klöster wie Lorch,
Neresheim und Anhausen gehen auf die Staufer zurück, Sankt Veit in Ellwangen,
die Gmünder Johanniskirche und die Galluskirche in Brenz. Und was auf der Ostalb
an Burgen stand und steht, ist ebenfalls fast immer staufisch. Das galt für die
Lauterburg wie die Kochenburg, gilt für Hohenrechberg wie Staufeneck, für
Hellenstein und Kaltenburg, Wäscherburg und Güssenburg, für Schloss Baldern und
natürlich auch für Burg Katzenstein auf dem Härtsfeld.
Viele kleine Burgen für viele kleine Herrscher? Bis in die Neuzeit hinein sorgte
die Randlage vor allem dafür, dass Gebietsherren von allen Seiten die Finger
nach der Ostalb ausstreckten. Zwischen Württemberg und Bayern wurde mancher
Flecken hin- und hergeschoben, dazwischen sorgten Territorialherren wie die
Grafen von Rechberg, die Herren auf Hellenstein oder von Adelmannsfelden, die
Freiherren von Woellwarth oder die Schenken von Limpurg für einen
Flickenteppich. Die bis heute präsenten Dynastien derer von Maldeghem und von
Thurn und Taxis standen in nichts nach. Und dann gab es ja auch noch die
Reichsstädte Gmünd, Aalen, Bopfingen und Giengen sowie die geistlichen
Herrschaften, etwa des Ellwanger Fürstpropstes.
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